Und hier geht's zurück zum Figurenland - Seiffen - Blog

Montag, 8. Juni 2020

Neue Normalität


Die Schulen und Kitas haben wieder geöffnet. Der Sommerurlaub musste nicht abgesagt werden. Man darf wieder auf Spielplätzen toben und sich mit Bekannten treffen. 
Kurz um wir starten in eine neue Normalität. Wie wir diese erste Woche erlebt haben lest ihr in den folgenden Blitzlichtern.



Zeitreise. So kommt es mir zumindest vor, als ich den vertrauten Weg zum Pekip - Kurs durch die Neustadt antrete. Circa 2 Jahre war ich nicht hier und trotzdem kommt es mir so vor als wäre es erst gestern gewesen, dass meine Große in diesem Kinderwagen geschlummert hat. 

Ich trage. Ein Baby vor dem Bauch, eine Wickeltasche über der Schulter, eine Maske im Gesicht und einen Rucksack auf dem Rücken. An meiner Hand zieht eine Zweijährige. Ein lustiges Bild müssen wir abgeben, wie wir die Kita verlassen. Wir haben die Betreuungszeiten verkürzt. Ich habe in Coronazeiten gelernt, wie anstrengend, aber auch wie schön es ist die zwei Kids daheim zu haben. 

An den Vormittagen, wenn der Kleinen schläft und die Große in der Kita ist bleibt Zeit. Zeit zum Duschen oder Lesen, für eine kurze Sporteinheit oder für das Eis auf der Gartenbank. Ich brauche diese Zeiten und merke, dass die Nachmittage grauenhaft werden, wenn sie mir fehlen. 

Ich habe meinen Kleinen gestillt. Zufrieden liegt er in meinem Arm gluckst mich an und grinst auf diese unverschämt süße Art. Im Radio läuft Philipp Poisel und schmettert "Erkläre mir das Leben [...] Erzähl mir von der Liebe." Kein Wesen dieser Welt kann das, wie dieses kleine Baby in meinem Arm. Es liebt bedingungslos. Es lebt im Jetzt und lässt mich ahnen, was ich längst verlernt habe. Seine Augen strahlen mich an und rufen mir zu: "Lebe und liebe - jetzt - bedingungslos"...

Montag, 25. Mai 2020

(R)Auszeit


Eigentlich wollten wir das Himmelfahrtswochenende an der Donau verbringen. Wir hatten uns vorgestellt meine Schwester zu besuchen, an der Donau zu flanieren und Berge von Eis zu essen. Aber so ein kleiner fieser Virus hat uns da gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht.
 

Sommerrodelbahn Seiffen
Raus wollten wir an diesem Wochenende trotzdem - raus aus der Stadt, raus aus der kleinen Wohnung und vor allem raus aus der Einsamkeit. Also wurde der rote Koffer vom Schrank geholt und entstaubt, das Auto bis zum Rand mit Klamotten, Windeln und Spielsachen gefüllt (Ich kann immer noch nicht fassen, wie viel man benötigt, um mit Kindern zu verreisen) und ab ging es ins Erzgebirge. Das Ziel: die Heimat, mein liebstes kleines Spielzeugdorf mitten im Erzgebirge, nach Seiffen. Schon nach einer reichlichen Stunde Fahrt hatten wir es geschafft. Uns begrüßte strahlender Sonnenschein und die Oma, die wir so lange nicht mehr gesehen hatten.
Das lange Wochenende versprach herrlich zu werden. Wir buken kanadischen Apfelkuchen mit Heidelbeeren und Ahornsirup, leerten die grüne Gießkanne unzählige Male über Uromas Kartoffeln aus, rutschten auf Knie durch die Wohnung, um eine möglichst große Eisenbahnschiene aufzubauen, wetteiferten wer am schnellsten die Sommerrodelbahn bezwingen kann und atmeten frische Luft beim Spaziergang durch Wald und Wiesen.
Wir bestaunten der hölzernen Hampelmann, erfreuten uns an den kleinen handbemalten Blumenkindern, kletterten im frisch
gestrichenen Baumhaus herum und hörten dem Geläut der Bergkirche zu. Wir erzählten uns Geschichten aus der Kindheit, sahen gemeinsam an den Abend Filme an und aßen Unmengen an Eis und Schokolade.

Lieblingsplatz meiner Kindheit
Ein "All - inklusiv - Urlaub" hätte nicht besser sein können. Nach 4 Tagen kehrten wir zurück. Zurück in die Stadt in eine ganz neue Normalität, die mit diesem Montag begann (mehr dazu im nächsten Post). Mit ein wenig Wehmut, aber auch mit neuer Kraft und einem großen Stück Glückseeligkeit.

Wenn auch Du mal wieder eine Auszeit brauchst, dann fahr doch einmal hinaus, in dieses kleine Dorf mitten im Erzgebirge.

Donnerstag, 14. Mai 2020

Babylachen

Diese Woche hat uns der Sohnemann zum ersten Mal mit seinem Lachen beglückt. Für mich war es das beste Geräusch der Woche. Seitdem versuchen wir immer mal wieder mit allerlei lustigen Grimassen und Kitzeln ihm diese Töne zu entlocken. Hört euch das niedliche Glucksen doch gern selbst an und lacht einfach mit. Ich finde es unglaublich ansteckend. Das sind vermutlich die "Mamahormone".

Sonntag, 10. Mai 2020

Tanzend

Schon immer habe ich gern getanzt. Naja zugegeben es stimmt nicht ganz. Als 3-Jährige fand ich in der Kinderdisco die Erdnüsse deutlich attraktiver, als den Animationstanz. Aber spätestens mit der Tanzschule in der 8. Klasse hat mich das Tanzen nicht mehr losgelassen. In der Disco war ich zwar nie, dafür aber auf jedem Tanzball den es zu finden gab - egal ob es die Abibälle oder Tanzschulbälle waren, die runden Geburtstage oder die Hochzeiten. Ich tanze gern und wenn es gerade keinen Ball in Aussicht gibt dann auch in der Küche. Als kleines Kind immer mit meiner Mami zu Rolf Zuckowski und heute mit meinem Kind in der Trage, ebenfalls zu Rolf Zuckowski.

Jonny und Baby aus Heinis witzige Herde

Jetzt habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr getanzt. Mehrere Monate schon habe ich damit aufgehört, bis zu dieser Woche. Diese Woche hat es uns gepackt. Die Stimmung war gänzlich mies. Ein schreiendes Baby in der Trage, ein nörgelndes Kleinkind am Bein hängend, auf dem Herd das Essen am Anbrennen und ich mit meinen Nerven kurz vor dem Kollaps. Dann lief da im Radio "Shake it of" (Taylor Swift) und ich habe einfach begonnen zu Tanzen. Erst nur ein Wippen im Rhythmus, dann ein Zucken in den Beinen und schließlich ein urkomisches Tanzen durch die viel zu kleine Küche. Und plötzlich änderte sich die Stimmung. Das Baby war von der plötzlichen Bewegung sichtlich beeindruckt und stellte das Geschrei ein. Die Große begann zu Hüpfen und Mama nachzuahmen. Wir tanzten zu dritt durch die Küche. Ein Lied nach dem anderen, bis sogar das Baby vor Freude zu Jauchzen begann. Es kam mir vor wie der "Tanz in den Mai". Seitdem haben wir in diesen Tagen immer wieder einmal getanzt. Einen Jive mit dem Gatten im Wohnzimmer oder einen "Regentanz" aus lauter Dankbarkeit und Freude über den Regen, bis wir klatschnass waren. Es tut mir gut zu Tanzen, auch wenn mir manchmal gar nicht danach zu Mute ist.


Mittwoch, 29. April 2020

Stille

Da liege ich nun. Auf der Wiese vor dem Haus, umringt von Gänseblümchen, starre ich auf die Blätterkrone einer Birke und den blauen Himmel dahinter. Während der Kleine friedlich im Kinderwagen schlummert und die Große auf der Schaukel mit Papa zusammen Spaß hat, genieße ich diese fantastischen 5 Minuten. STILLE.
Keine energisches "Maaaaammiiii", kein lautes Schreien nach der Brust, keine Telefonkonferenz im Hintergrund und keine hektischen Mitmenschen beim Einkaufen. Nicht mal das leise Quäken des Babys. Einfach nur Stille. Herzlich willkommen. Ich habe dich vermisst. Du hast mir gefehlt. Einmal nur meinen Atem zu hören, den eigenen Herzschlag genauer zu fühlen, nur einmal kurz im Moment sein ganz allein. Diese 5 Minuten geben mir Kraft, um dann wieder einzutauchen in eine Welt mit Kindergeschrei und Kinderlachen mit Spielleidenschaft und Chaos mit Telefonaten und Gesprächen.


Wie ist Stille gerade für dich in diesen Tagen? Geht es dir so wie mir, oder ist es dir doch ganz anders ergangen? Erdrückt sie dich, weil du dich einsam fühlst, weil du niemanden treffen kannst und wenn dann nur von weitem mit winken. Wird dir deine Wohnung langsam zu eng und ist dir das Stadtviertel einfach zu klein geworden? Sehnst du dich nach Theater- und Zoobesuchen oder einfach nur nach einem ganz normalen Einkauf? Auch das kann ich gut verstehen und auch das habe ich mit der Stille dieser Tage erlebt.

Sie ist für mich im Moment alles zwischen "willkommen und erholsam" und "erdrückend und einsam". Und wie geht es dir?

Sonntag, 19. April 2020

Ostern ohne


Die Osterwoche ist vorbei und wir blicken auf ein ganz anderes Ostern zurück, als wir es geplant hatten. Eigentlich wollten wir in Großfamilie mit Besuchern aus der USA das Osterfest feiern. Wir wollten uns alle am Ostermontag zum Geburtstagsbrunch treffen und über die Seiffner Sommerrodelbahn toben... PUSTEKUCHEN...
Stattdessen saßen wir zu viert in einem kleinen Wohnzimmer in Dresden. Das erst mal Ostern ohne meine Eltern zu besuchen, ohne den Hefekranz, gebacken von meiner Schwiegermama, ohne Osterspiel im Gottesdienst. Wir haben versucht das Beste daraus zu machen.

Den ganzen Karsamstag haben wir gebacken. Zuerst den Hefekranz unter telefonischer Anleitung der Schwiegermama. Das war gar nicht so einfach, denn Hefe war überall ausverkauft. Insgesamt 4 Läden klapperten wir ab. Keine Chance. Letzter Strohhalm eine Backmischung, die neben Mehl, Zucker und allerlei anderen Zutaten auch ein Päckchen Trockenhefe enthielt. Doch damit kommt man ja nicht weit. Also hieß es Hefe nachziehen und es hat geklappt - was lernt man nicht alles in Coronazeiten.
Anschließend musste auch noch ein Dinkelbrot und ein Rührkuchen her und auch das Eierfärben durfte natürlich nicht fehlen. Diesmal haben wir uns für das bestempeln entschieden und neben den Eiern hat auch der Tisch und die Küchenwand ordentlich Farbe abbekommen.

Am Ostersonntag haben wir dann unseren ganz eigenen kleinen Brunch veranstaltet - mit Grillen auf dem Balkon und allen selbst gebackenen Leckereien. Da die Post noch super funktioniert, konnten auch ganz viele Ostergeschenke gesucht werden, die die Großeltern und Urgroßeltern geschickt hatten. Wir haben Osterkarten gebastelt und Briefe geschrieben, sind über das Feld hinter dem Haus spaziert und waren schaukeln, wir haben den blühenden Osterstrauch und hübsch bemalte Ostereier bewundert und wir haben gelacht. Auch wenn uns an diesem Osterfest so einiges nicht wie geplant und ganz anders verlief, so steht das wichtigste schon seit fast 2000 Jahren fest:

Er ist auferstanden. Halleluja.

Montag, 13. April 2020

Atmen

"Ich brauch frische Luft, damit ich wieder richtig atmen kann." (Wincent Weiss)

Ich bin ein Dorfkind. Aufgewachsen in einem Dorf mit gerade mal 2000 Einwohnern, mit Wald und Wiesen vor der Haustür und einem eigenen Baumhaus im Apfelbaum bei uns im Garten. Gerade im Frühjahr, wenn draußen alle grünt und blüht, erinnere ich mich an ewig lange Spaziergänge mit meinen Großeltern. Wir haben Ostereier gesucht, sind auf Felsen geklettert und haben Zwergleinhäuschen gebaut. Du fragst dich was ein Zwergleinhäuschen ist? Ich erzähle es dir.

Mitten im tiefen Wald zwischen Fichten und Buchen gibt es sie. Sie tragen kleine rote Zipfelmützen und tanzen abends mit dem kleinen Hasen Wuschi Wasch am örtlichen Bauch, dem "Flessel", in den Sonnenuntergang. Sie sind die Steinhübler Zwerge und sie wohnen in niedlichen kleinen Häusschen. Errichtet haben sie die aus Astgabeln und Ästen vom Waldboden. Ihre Dächer sind mit Farn oder Tannenzweigen gedeckt und ihre Einrichtung besteht aus Zapfen und Steinen. Eben alles was man im Wald so findet.

Heute lebe ich in der Stadt. Zum Studieren bin ich hierhergezogen. Lange habe ich nicht gemerkt, wie sehr mir der Wald fehlt. Bis vor zwei Wochen. Da haben wir uns aufgemacht und haben den Wald besucht. Fernab von Menschenmassen zwischen Häuserwüsten habe ich ein Stück Erinnerung und jede Menge Glück im Wald gefunden. Während meine Zweijährige den Kinderwagen mit Zapfen füllt und wie wild vornweg sprintet, atme ich tief durch. Einmal, Zweimal. Ganz tief fülle ich meine Lungen mit der Waldluft. Ich rieche die frische Erde, das Harz der Bäume, spüre den weichen Boden unter meinen Füßen, der so herrliche schwingt und höre das Laub leise rascheln. Und ich baue ein Zwergleinhäuschen, so wie ich es von meinem Opa gelernt habe.

Das ist Freiheit - meine persönliche Freiheit.