Und hier geht's zurück zum Figurenland - Seiffen - Blog

Mittwoch, 29. April 2020

Stille

Da liege ich nun. Auf der Wiese vor dem Haus, umringt von Gänseblümchen, starre ich auf die Blätterkrone einer Birke und den blauen Himmel dahinter. Während der Kleine friedlich im Kinderwagen schlummert und die Große auf der Schaukel mit Papa zusammen Spaß hat, genieße ich diese fantastischen 5 Minuten. STILLE.
Keine energisches "Maaaaammiiii", kein lautes Schreien nach der Brust, keine Telefonkonferenz im Hintergrund und keine hektischen Mitmenschen beim Einkaufen. Nicht mal das leise Quäken des Babys. Einfach nur Stille. Herzlich willkommen. Ich habe dich vermisst. Du hast mir gefehlt. Einmal nur meinen Atem zu hören, den eigenen Herzschlag genauer zu fühlen, nur einmal kurz im Moment sein ganz allein. Diese 5 Minuten geben mir Kraft, um dann wieder einzutauchen in eine Welt mit Kindergeschrei und Kinderlachen mit Spielleidenschaft und Chaos mit Telefonaten und Gesprächen.


Wie ist Stille gerade für dich in diesen Tagen? Geht es dir so wie mir, oder ist es dir doch ganz anders ergangen? Erdrückt sie dich, weil du dich einsam fühlst, weil du niemanden treffen kannst und wenn dann nur von weitem mit winken. Wird dir deine Wohnung langsam zu eng und ist dir das Stadtviertel einfach zu klein geworden? Sehnst du dich nach Theater- und Zoobesuchen oder einfach nur nach einem ganz normalen Einkauf? Auch das kann ich gut verstehen und auch das habe ich mit der Stille dieser Tage erlebt.

Sie ist für mich im Moment alles zwischen "willkommen und erholsam" und "erdrückend und einsam". Und wie geht es dir?

Sonntag, 19. April 2020

Ostern ohne


Die Osterwoche ist vorbei und wir blicken auf ein ganz anderes Ostern zurück, als wir es geplant hatten. Eigentlich wollten wir in Großfamilie mit Besuchern aus der USA das Osterfest feiern. Wir wollten uns alle am Ostermontag zum Geburtstagsbrunch treffen und über die Seiffner Sommerrodelbahn toben... PUSTEKUCHEN...
Stattdessen saßen wir zu viert in einem kleinen Wohnzimmer in Dresden. Das erst mal Ostern ohne meine Eltern zu besuchen, ohne den Hefekranz, gebacken von meiner Schwiegermama, ohne Osterspiel im Gottesdienst. Wir haben versucht das Beste daraus zu machen.

Den ganzen Karsamstag haben wir gebacken. Zuerst den Hefekranz unter telefonischer Anleitung der Schwiegermama. Das war gar nicht so einfach, denn Hefe war überall ausverkauft. Insgesamt 4 Läden klapperten wir ab. Keine Chance. Letzter Strohhalm eine Backmischung, die neben Mehl, Zucker und allerlei anderen Zutaten auch ein Päckchen Trockenhefe enthielt. Doch damit kommt man ja nicht weit. Also hieß es Hefe nachziehen und es hat geklappt - was lernt man nicht alles in Coronazeiten.
Anschließend musste auch noch ein Dinkelbrot und ein Rührkuchen her und auch das Eierfärben durfte natürlich nicht fehlen. Diesmal haben wir uns für das bestempeln entschieden und neben den Eiern hat auch der Tisch und die Küchenwand ordentlich Farbe abbekommen.

Am Ostersonntag haben wir dann unseren ganz eigenen kleinen Brunch veranstaltet - mit Grillen auf dem Balkon und allen selbst gebackenen Leckereien. Da die Post noch super funktioniert, konnten auch ganz viele Ostergeschenke gesucht werden, die die Großeltern und Urgroßeltern geschickt hatten. Wir haben Osterkarten gebastelt und Briefe geschrieben, sind über das Feld hinter dem Haus spaziert und waren schaukeln, wir haben den blühenden Osterstrauch und hübsch bemalte Ostereier bewundert und wir haben gelacht. Auch wenn uns an diesem Osterfest so einiges nicht wie geplant und ganz anders verlief, so steht das wichtigste schon seit fast 2000 Jahren fest:

Er ist auferstanden. Halleluja.

Montag, 13. April 2020

Atmen

"Ich brauch frische Luft, damit ich wieder richtig atmen kann." (Wincent Weiss)

Ich bin ein Dorfkind. Aufgewachsen in einem Dorf mit gerade mal 2000 Einwohnern, mit Wald und Wiesen vor der Haustür und einem eigenen Baumhaus im Apfelbaum bei uns im Garten. Gerade im Frühjahr, wenn draußen alle grünt und blüht, erinnere ich mich an ewig lange Spaziergänge mit meinen Großeltern. Wir haben Ostereier gesucht, sind auf Felsen geklettert und haben Zwergleinhäuschen gebaut. Du fragst dich was ein Zwergleinhäuschen ist? Ich erzähle es dir.

Mitten im tiefen Wald zwischen Fichten und Buchen gibt es sie. Sie tragen kleine rote Zipfelmützen und tanzen abends mit dem kleinen Hasen Wuschi Wasch am örtlichen Bauch, dem "Flessel", in den Sonnenuntergang. Sie sind die Steinhübler Zwerge und sie wohnen in niedlichen kleinen Häusschen. Errichtet haben sie die aus Astgabeln und Ästen vom Waldboden. Ihre Dächer sind mit Farn oder Tannenzweigen gedeckt und ihre Einrichtung besteht aus Zapfen und Steinen. Eben alles was man im Wald so findet.

Heute lebe ich in der Stadt. Zum Studieren bin ich hierhergezogen. Lange habe ich nicht gemerkt, wie sehr mir der Wald fehlt. Bis vor zwei Wochen. Da haben wir uns aufgemacht und haben den Wald besucht. Fernab von Menschenmassen zwischen Häuserwüsten habe ich ein Stück Erinnerung und jede Menge Glück im Wald gefunden. Während meine Zweijährige den Kinderwagen mit Zapfen füllt und wie wild vornweg sprintet, atme ich tief durch. Einmal, Zweimal. Ganz tief fülle ich meine Lungen mit der Waldluft. Ich rieche die frische Erde, das Harz der Bäume, spüre den weichen Boden unter meinen Füßen, der so herrliche schwingt und höre das Laub leise rascheln. Und ich baue ein Zwergleinhäuschen, so wie ich es von meinem Opa gelernt habe.

Das ist Freiheit - meine persönliche Freiheit.
 

Sonntag, 5. April 2020

Sei mutig und entschlossen...

... lass dich durch nichts erschrecken, denn ich der Herr dein Gott bin bei dir wohin du auch gehst. 

So steht es in der Bibel geschrieben. Schon zwei Jahre ist es her, dass wir diesen Spruch für unsere Große als Taufspruch ausgewählt haben und gerade in diesen Tagen, wenn wir ihren Tauftag feiern kommt er mir immer wieder in den Sinn.
Im Momemt lasse ich mich ehrlich gesagt schon schrecken. Ich mache mir Gedanken, um meine Schwester, die im Gastrogewerbe arbeitet, meine Mama im Gesundheitswesen und meinen Papa als Selbstständigen. Ich denke an meine Großeltern und meine Tochter, die öfter mal mit ihrer Lunge Probleme hat. Was wäre wenn? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, vor allem in den langen Nächten während ich stille. Und dann steht da dieser Spruch. Geschrieben auf einem Bild an der Wand und auf einem Kerzenhalter.  
 
Ich der Herr dein Gott bin bei dir, wohin du auch gehst.

Auch wenn es mir zugegeben schwer fällt, so möchte ich mich daran festhalten.

Bleibt behütet.

PS.: Wenn euch der Kerzenhalter gefällt, könnt ihr den hier erwerben. Gern auch mit einer persönlichen Gravur. Dazu einfach eine Mail an info@kunstgewerbe-uhlig.de senden.